Porträt Lingenfelder
29. Juli 2024

Regionale Kooperationen und digitale Transformation: Strategien für den Mittelstand in Krisenzeiten

Im Interview mit Prof. Dr. Michael Lingenfelder sprechen wir über die drängendsten Herausforderungen für mittelständische Unternehmen in Krisenzeiten. Er teilt wertvolle Tipps zur langfristigen Resilienz und erklärt, wie regionale Kooperationen und digitale Transformation dabei helfen können. Zudem gibt er einen Ausblick auf das bevorstehende 14. Forum Wert(e)basierte Unternehmensführung im Mittelstand – Mittelhessische Unternehmertage, bei dem praxisnahe Ansätze und konkrete Beispiele vorgestellt werden, die Unternehmen helfen sollen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Am 11. September 2024 findet das 14. Forum statt, ein Event, das seit vielen Jahren mittelständische Unternehmen in Mittelhessen zusammenbringt. Dieses Jahr steht die Veranstaltung unter dem Oberthema "Durch regionale Kooperationen multiple Krisen erfolgreich bewältigen und Transformation gestalten". Prof. Dr. Michael Lingenfelder, Inhaber der Professur für Marketing und Handelsbetriebslehre an der Philipps-Universität Marburg und Mitorganisator der Veranstaltung, erklärt im Interview, dass das Forum sich darauf konzentriert, wie Unternehmen die Herausforderungen der digitalen Transformation und der Umstellung auf nachhaltige Geschäftsmodelle bewältigen können. Es wird besonders thematisiert, inwiefern regionale Kooperationen dabei eine Rolle spielen können. "Wir wollen mittelständischen Unternehmen helfen, die Herausforderungen der digitalen Transformation und Nachhaltigkeit zu bewältigen, indem wir Ideen diskutieren und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis fördern," erklärt Prof. Dr. Lingenfelder.

 

Im Laufe der Jahre hat sich das Forum weiterentwickelt und behandelt nun vermehrt auch makroökonomische Themen. Dieses Jahr liegt der Fokus auf den multiplen Krisen, die die Unternehmenslandschaft beeinflussen, und etwa durch Kriege, geopolitische Spannungen, Arbeitsmarkt- und Personalprobleme, bürokratische Hürden und regulatorische Herausforderungen hervorgerufen werden. "Das sehr herausfordernde Umfeld erfordert es, dass wir uns intensiv mit diesen Themen beschäftigen und Signale aussenden, dass sich dringend etwas ändern muss," so Lingenfelder.

 

Die Veranstaltung wird inhaltlich durch eine Programmkommission begleitet, in der auch Unternehmer und Praktiker vertreten sind. Diese bringen Ideen und Ratschläge ein, um sicherzustellen, dass die Themen der Veranstaltung relevant und praxisnah sind. "Wir können nicht alle vorhandenen Krisen im Detail besprechen, aber wir wollen wichtige Punkte herausdestillieren, wie die internationalen und hausgemachten Krisen bewältigt und ihre Auswirkungen auf mittelständische Unternehmen begrenzt werden können," erläutert Lingenfelder. Besonders im Fokus stehen dabei regionale Kooperationen und ihre möglichen Vorteile für mittelständische Unternehmen.

 

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt der Veranstaltung sind die Parallelsessions zu den Themen „Regionale Energienetzwerke als Krisenbewältigungsstrategie“ und "Beschleunigung der Transformation durch KI". Hier werden konkrete Beispiele aus der Praxis vorgestellt, wie etwa der Einsatz von KI-Tools zur Qualitätssicherung und für Predictive Maintenance. Lingenfelder betont die Bedeutung des Austauschs, da der Mittelstand oft nicht die personellen Ressourcen habe, um KI-Werkzeuge richtig beurteilen und einsetzen zu können. Daher sei der Austausch über Herausforderungen und Lösungen entscheidend.

 

Neben Podiumsdiskussionen am Vormittag und einer abschließenden Keynote am Nachmittag, werden auf dem Forum verschiedene konkrete regionale Beispiele vorgestellt, wie etwa eine Ausbildungskooperation zwischen verschiedenen Firmen oder regionale Energienetzwerke zur autonomen Energieerzeugung. "Ein tolles Beispiel ist die regionale Ausbildungskooperation von C+P Bildung GmbH, die junge Leute anzieht und für die kooperierenden Unternehmen ausbildet," so Lingenfelder. Solche Initiativen können die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen fördern und somit deren Krisenresilienz erhöhen. Die Einbindung von Studierenden ist darüber hinaus ein zentraler Aspekt des Forums. Sie bringen frische Ideen und neue Perspektiven ein, was sowohl für die Veranstaltung als auch für die mittelständischen Unternehmen von großem Wert ist.

 

Im Hinblick auf langfristige Strategien für mittelständische Unternehmen hebt Lingenfelder drei wesentliche Aspekte hervor. Zunächst rät er dazu, Ruhe zu bewahren und den als richtig beurteilten eingeschlagenen Kurs konsequent fortzusetzen. Darüber hinaus betont er die Notwendigkeit, bei Bedarf Veränderungen anzustoßen und die Krisenresilienz zu stärken, da die derzeitigen Krisen nicht schnell überwunden sein werden. Unternehmen sollten sich auf unvorhersehbare Ereignisse vorbereiten und entsprechende Vorsorgestrategien entwickeln. Ein weiterer wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg ist laut ihm die Förderung von Innovationen. Unternehmen müssen die Innovations-Geschwindigkeit, die sie möglicherweise verloren haben, wieder erhöhen und zur Innovationsführerschaft zurückkehren. Dies erfordert eine kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und Strukturen sowie eine aktive Unterstützung neuer Ideen und Technologien.

 

Abschließend hofft er, dass die Veranstaltung viele wertvolle Anregungen und Ansatzpunkte für die Teilnehmenden bietet. "Wenn möglichst viele Teilnehmer sagen, das war ein toller Tag und es hat ihrem Unternehmen etwas gebracht, dann sind wir sehr glücklich und zufrieden," schließt er.

 

Weitere Infos zur Veranstaltung und zur Anmeldung gibt es hier: https://www.uni-marburg.de/de/fb02/forschung/forschungsinstitute/fmw/forum/14-forum-2024.

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